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30. Januar 2023

Verbesserung der Produktionsprozesse

Zusammenhang zwischen Innovation und Wettbewerbsvorteilen – welche Rolle spielt die Auslagerung von Technologien?

 

„Innovation“ ist für die meisten schon lange kein Fremdwort mehr. In den Händen des Marketings wird dieser Begriff jedoch meistens nahezu schon inflationär eingesetzt, sodass das Bewusstsein für die Tragweite tatsächlich stattfindender Innovationsprozesse stark verblendet wird. So brüsten sich produzierende Unternehmen gerne mit der Eigenschaft innovativ zu sein, wobei sie eigentlich inkrementelle Verbesserungen ihrer Produktionsprozesse meinen. Echte Innovation (differenziert nach inkrementell, radikal, etc.) sollte weniger ein Instrument des Marketings-, sondern viel eher eine Eigenschaft des Unternehmens sein, die sich signifikant in den Jahresabschlüssen bemerkbar macht und das Unternehmen von Grund aus auszeichnet.

Das übergeordnete Ziel des Betreibens von Innovation (zumindest in der Tech-Branche) ist das Erreichen eines technologisch höheren Niveaus und die Erzielung von Fortschritt im Vergleich zu bestehenden Lösungen der Mitbewerber. Damit einher geht ein signifikanter Wettbewerbsvorteil: in der Literatur wird Innovation häufig als Schlüsselelement der Wertschöpfung, durch welches sich erfolgreiche Firmen handfest und objektiv von nicht erfolgreichen Firmen differenzieren lassen. Warum aber fällt es den meisten produzierenden Unternehmen so schwer, echte Innovation zu betreiben- und eben damit auch signifikante Wettbewerbsvorteile zu erzielen?

Eine nachgewiesene Ursache dafür ist der hohe technologische Fortschritt und immer kürzer werdende Produktlebenszyklen. Dadurch steigt der Ressourcenaufwand, der notwendig ist, um ein gewisses Maß an innovativem Output zu liefern zu können, immer weiter. Um einen signifikanten Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern zu erreichen, bedarf es hohen Aufwand in den Bereichen Research & Development, was in den meisten Fällen zunächst nur als Kostenstelle angesehen wird. Die Antwort der Industrie darauf sind magere Entwicklungsansätze Ansätze, wie z.B. „lean development“.

Zusätzlich besteht das Problem, dass die meisten produzierenden Unternehmen keine oder ggf. nur eine vergleichsweise kleine F&E-Abteilung ihr Eigen nennen dürfen. Und selbst wenn eine eigene F&E-Abteilung vorhanden ist, sind die intellektuellen Ressourcen zwar innerhalb ihres Fachgebietes stark aufgestellt, weisen jedoch interdisziplinär noch erhebliche Schwächen auf. Aber warum ist das so?

Die Wettbewerbsvorteile eines Unternehmens bemessen sich aus seinem wertschöpfenden, individuellen, nicht imitierbaren und nachhaltigen Set aus Schlüsselressourcen und Möglichkeiten diese einzusetzen. Spezialisierung stärkt dabei dynamische Handlungsspielräume indem sie den Lerneffekt durch Erfahrung (taktisches Wissen) verstärkt und erhöht dabei nachgewiesenermaßen die Erträge. Das dafür maßgeblich relevante taktische Wissen entsteht fast ausschließlich durch interne Entwicklungsprozesse (know-how & Erfahrung) und stellt im Vergleich zum expliziten Wissen (Fachwissen), das für den Erfolg des Unternehmens entscheidende, wertvollere Wissen dar. Das Erlangen dieses taktischen Wissens aus der Spezialisierung und den internen Entwicklungsprozessen eines Unternehmens heraus führt jedoch zwangsläufig dazu, dass es sich mit anderen Disziplinen als seiner Kerndisziplin bedeutend weniger tief auseinandersetzen kann. Das Resultat ist eine starke Spezialisierung mit ausgezeichneter Kompetenz in der eigenen Disziplin, jedoch mit erheblichen interdisziplinären Schwächen. Zudem müssen die für die Wertschöpfung ausschlaggebenden Schlüsselressourcen und Schlüsselaktivitäten beständig angepasst und erneuert werden, um Wettbewerbsvorteile nicht nur an einem Zeitpunkt, sondern über einen Zeitraum hinweg zu halten. Dies sind die natürlichen Grenzen einer jeden inhouse F&E-Abteilung. Daher haben selbst ressourcenstarke Firmen schwere Probleme damit, Wettbewerbsvorteile durch Innovation und Forschung an allen technologischen Fronten eigenständig aufrecht zu erhalten.

Eine Lösung für dieses Problem ist die strategische Auslagerung von Technologien und Wissen. So zeigten Studien, dass das Maß neuer Produktentwicklungen eines Unternehmens stark von dem Maß seiner Technologieauslagerung abhängt.  Der Trend steigt, Unternehmen als Einheiten mit porösen Grenzen zu sehen, bei denen ein hoher Technologie- und Wissenstransfer erfolgen kann. Dies führt zur sog. „offenen Innovation“. Besonders bei Startups und KMU ist die Auslagerung von speziellen Aktivitäten, die mit der Entwicklung neuer Produkte verbunden ist, sehr beliebt. Diese Einstellung resultiert hier oft aus den Vorteilen der time-to-market Geschwindigkeit, Konkurrenzfähigkeit zu großen Unternehmen oder auch als Antwort auf den Druck von Venture-Capital-Unternehmen.